Erste Erfahrung beim Malen
Professor Dr. Erhard Meyer-Galow hat in seinem Buch LEBEN IM GOLDENEN WIND im Kapitel “Erfahrungsraum Malen” den bekannten Rastatter Maler Hans-Peter Münch sprechen lassen, da er in diesem Erfahrungsraum bisher keine Erfahrung gemacht hatte.
Nun hat er mit Freunden Ende April 2013 in Rütte/Todtmoos an einem Malkurs mit Hanspeter Münch teilgenommen.
Hans-Peter Münch malt mit Acrylfarben Farbräume, die durch überlagern von kalten und warmen, hellen und dunklen Farben zustandekommen.
Nach diesem Prinzip haben die Schüler gemalt, möglichst ohne Wollen und ohne Denken. Es wurde sichtbar, was von innen heraus auf dem Papier Farbe und Form annehmen wollte.
Erst mit blau und weiss.
Dann mit zwei und später mit drei oder vier Farben.
Es war ganz erstaunlich, welche Bilder zu sehen waren, die nur durch Drehen des Bildes sich ergaben. Plötzlich erscheint ein Objekt, wie der Schwan auf dem ersten Bild, der ganz sicher nicht bewusst als Schwan gemalt wurde.
Hier sind die ersten Bilder in der Reihenfolge des Entstehens. Für die Teilnehmer war die ständige Achtsamkeit anstrengend wie eine tagelange Meditation. Ein Anfang ist gemacht. Der erste Impuls wird sicher dazu führen, weiter zu malen und neue Erfahrungen zu machen.
Nun, wie ist Hanspeter MÜNCH zur Malerei gekommen? Wie hat sie ihn durch sein Leben getragen und welche Erfahrungen hat er in diesem Erfahrungsraum gemacht? (Gespräch mit Hanspeter Münch am 28.10.2010 in Ettlingen:)
Meyer-Galow: Lieber Hanspeter, ganz herzlichen Dank für deine Bereitschaft, mit mir über deine Sicht über den Erfahrungsraum Malerei zu sprechen. Wie kam es eigentlich dazu, als du beschlossen hast, zu malen?
Hans-Peter Münch: Das war so mit zwölf Jahren, in der Pubertät, wenn man die Welt um sich entdeckt und das Innere in Bezug zu dieser Außenwelt bringt. Ich habe eine große Diskrepanz gespürt. Ich nahm mich viel vielschichtiger wahr, als ich es von draußen zurückbekam. Auch die Sensibilität, die mir zur Verfügung stand, kam nur bedingt an. Folgerichtig habe ich nach einem Medium gesucht, durch das ich ausdrücken kann, was in mir vorgeht. Mein Vater hat mich auf die Zeichnung hingewiesen, die mir aber gar nicht lag.
Trotzdem war dies ein Anstoß und ich begann über das Medium nachzudenken. Dabei wurde alsbald deutlich, dass mich die Farbe faszinierte; ich habe sie ganz existenziell begriffen. Es folgten erste Schritte. Alles das, was ich sonst nirgendwo ausdrücken konnte, konnte ich aus mir heraus schöpfend realisieren.
Meyer-Galow: Schloss sich dann ein Studium an?
Münch: Auf dem Gymnasium schon hat mein Zeichenlehrer meine Begabung und meine Liebe zur Malerei erkannt. In seinem Atelier habe ich viele, viele Nachmittage verbracht. Mit 16 hatte ich einen Privatlehrer und habe erste Schritte in seinem Sinne gemacht. Die Lehrer wollen ja immer, dass man so malt, wie sie. Das war mir für später eine Warnung. Es geht nicht um meine Kunstauffassung als Lehrer, sondern darum, im Menschen zu entdecken, welches schöpferische Potenzial er hat. Diese kreative Intensität muss aus jedem heraus frei gemacht und zur Entfaltung gebracht werden. Das ist eigentlich die Aufgabe eines Lehrers. So habe ich das auch erlebt.
Nach einer Ausbildung im grafischen Gewerbe habe ich an den Kunstakademien in Stuttgart und Hamburg studiert. Aber ich muss eigentlich gleich sagen, dass diese akademische Ausbildung mir nie so recht gelegen hat. Ich habe mich zwar darauf eingelassen, aber gemerkt, dass etwas fehlte. Es genügt nicht, wenn man Techniken oder Stile lernt, beherrscht und auch umsetzen kann. Tun und Denken ist ja oft auseinander, aber in der Malerei gehört es zusammen.
Die alten Meister sind bis zur Stunde die Quelle meiner Inspiration, denn da ist eine ungeheure Komplexität vorhanden. Da kann man im 17. und 18. Jahrhundert nur bewundernd nachschauen. Diese Komplexität ist kaum mehr erreicht worden. Das war für mich ein Ansporn.
(…)
In der Malerei kann man auch mit zehn Jahren noch anfangen. Die Malerei habe ich zielstrebig betrieben und bin an den Wochenenden oder wenn schulfrei war, immer in die Museen gegangen. Ich habe die Bilder analysiert und auch viel Literatur gelesen.
Meyer-Galow: Zu der DÜRCKHEIM‘SCHEN Frage. Gibt es frühe Erlebnisse, an die du dich erinnern kannst, in denen du ganz glücklich und EINS warst mit allem?
Münch: Ja, sicher. Besonders in der Natur. Ich habe gespürt, dass in der Natur alles enthalten ist, was wir SIND und was wir WERDEN können. Auch in der bewussten Reflexion der Kunstwerke habe ich einÄquivalent gefunden. Ferner habe ich gespürt, dass die Tradierung der Natur in der Kunst, in der Malerei eine zweite Natur schafft.
So ist der Wunsch gewachsen, mich schöpferisch zu entwickeln. Alle Gedanken und Empfindungen, die ich als differenzierter Mensch in der Natur wahrnehme, kann ich auch in der Kunst realisieren. Diesen Transformationsprozess zu gehen, hat mich interessiert. Es ist wohl klar, dass dieser Weg in der Ausbildung nicht erschöpfend möglich ist und über die Naturbeherrschung oder die Abstraktion im Bild hinausgeht. Ich habe einmal ein INITIALERLEBNIS gehabt, als… Fortsetzung im Buch…